Seit dem 31. Juli können die Münchner den „Sommer in der Stadt“ open Air auch im Werksviertel-Mitte erleben. Die Veranstalter haben mehr auf hippe Lokalmatadore des Blues und der Folklore gesetzt und das ist gut so. Der Knödelplatz auf der Rückseite des WERK3 bietet jede Menge Platz, easy going steht mehr im Vordergrund als die Proklamation der „Distanz-Hoiben“.
Is there any Jackson in the house? Ja, sogar ein richtiger: Dr. Will!
Ein Highlight war am Freitag, 7. August, der längst aus den Schuhen des Lokalmatadors herausgewachsene Dr. Will mit seinen Wizards. Das Schwergewicht des Grit `N´ Gravy und des Louisina Blues hatte sich Ende der 1990er Jahre seine Kicks and Licks aus der Stadt des „Angel Heart“, New Orleans, geholt.
Auf der Bühne unter anderem mit dem legendären Louisiana Red. Was Ende der 1990er Jahre mit den bläserintensiven „Gangsters of Love“ begann, hat nun seit einiger Zeit mit den Wizards im knappen Quartett mit Banjo, E-Gitarre und Double Bass seine dichteste Form gefunden. Mit der neuen CD heißt es „I Want My Money Back“. Na, also, man muss halt´s Maul aufmachen!
Louisiana-Sound at its Best
Will Hampel, der Mann hinter dem Doktortitel, der ja auch hörbar bei Dr. John hospitiert hat – ganz Louisiana hat ja seine Blues- und Zydeco-Ehrendoktoren – besorgt frontal seine Standschießbude, angereichert gelegentlich mit synkretistischen Percussionelementen wie den im Voodoo und der Santeria beliebten Kaurimuscheln.
Songs wie „Railroad Worksong“ in klassischer Bluestradition, erhalten ihre schillernden Farben durch lange Breaks, in die man tief hineinfällt, bevor es wieder angroovt. Sashmo Bibergeil zitiert ganz frühe Twang-Guitar-Sounds aus den späten 1950er Jahren, die an The Spotnicks und The Shadows erinnern, bevor die Riffs bei Ten Years after und den Kinks trockener und härter wurden. Das wirkt ironisch und gibt den Stücken Momente einer sehnsüchtigen Brüchigkeit, bevor der Doktor wieder den Song mit breitem Ton in träg fließende Muddy Water zurückführt.
Uli Kümpfel an Banjo und Mandoline versteht es auch wunderbar mit einer gewissen Zerstreutheit auf die Fährnisse in trüben Solo-Gewässern hinzuweisen. Der alte Dampfer kommt aber immer wieder gut in Fahrt dank Juergen Reiter am Double Bass, der den alten Schiffsdiesel mit perkussiven Slaps wieder anstottern läßt. Manches der String-Doktoren erinnert an das schräge Spiel von Marc Ribot.
Bei verträumten Stücken wie „The Moon is full again“ möchte man sich mit einer Buddel Moon-Shiner, dem billigen, weißen, selbstgebrannten Whiskey wegbeamen und dabei seine Zehen als Köder in den Everglades baumeln zu lassen. Der Grand Old South, verrückt, verträumt, voller Zauberei und Traum, zeigt sich von seiner schönsten Seite.
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Autor: Michael Wüst