Nach Monaten der Erstarrung eine virtuelle Hilfestellung
Nach drei Monaten im herunterklimatisierten öffentlichen Raum leiden die Kreativen und ihr Publikum unter langsam eintretenden Symptomen der Erstarrung. Man ist dankbar für kleinste Stromstößchen.
- Künstler: Sinan von Stietencron
- Künstler: Natascha Küderli
- Künstler: Gregor Passens
Gerade aber gegen solche Dankbarkeit wollte man, sollte man sich wehren, so der Tenor der Pressemitteilung: Kunst dekonstruiere und rekonstruiere Gesellschaft, sagt der Pressetext und das meint mehr zu tun, als um den Orden der Systemrelevanz zu buhlen. In ihren formalen Brüchen und Defiziten mögen sich die Widersprüche des gesellschaftlichen Systems kritisch, offensiv spiegeln.
Der Diskurs über die ästhetische Theorie
Aber die Abwesenheit jedweder ästhetischer Theorie zementierte sich weiterhin in den antediluvianisch bürgerlichen, jedes Denken versenkenden Begriffen, vor allem dem von der Schönheit. Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Bei „Schönheit“ ist jedes Gespräch beendet.
Letzter Versuche aus der Müdigkeit wieder aufzutauchen, waren die Nachfrage nach den verwendeten Materialien, die ja wirklich auch nur knapp beantwortet werden können: Öl – Acryl, Stein Sand, Beton. Dann noch die krönende Frage: „Wann ist ein Bild fertig?“ Angela Stauber lächelt: „Wenn es fertig ist.“ Am Ende hatte der Teilnehmer „Mehtap“ dann den Rettungsring geworfen: „Natur ist systemrelevant“. Aber es war zu spät, die Fahrt durchs Innere der Bank war beendet.
Kunst in den Wohnräumen des Geldes
Muss man das so schwarz sehen? Ist das nicht bei Vernissagen mit physisch lebenden, wirklichen Gästen, Publikum in vivo, haptisch erfahrbaren Zweibeinern, Geflügel ausgenommen, nicht genauso? Oder ist es so, daß die Virtualität den Vernissagen-Small Talk erst vergrößert? Abwärts vom placet zum placebo. Aber Kunst erzieht eben nicht und sie gibt auch keine Hilfestellungen zu ihrem Verständnis. Der Kurator aber versucht es.
Künstlerin: Angela Stauber
- Künstler: Robert Weissenbacher
- Künsterin: Youjin Yi
- Künstler: Johannes Wende
Acht Künstler bekommen die Möglichkeit ihre Arbeiten zu präsentieren. Martina Taubenberger eröffnet von zuhause aus vor einem green screen, der eine leere whiteBOX zeigt. An mehreren Orten der Stadt schalten sich Mitarbeiter und Beteiligte zu. Die Pressefrau Angelika Schindel sitzt im Preysingarten. Jose Hazanas, für die Kunst in der Bank zuständig, wär da auch gern. Und dann geht es nach einer weiteren Begrüßung durch Herrn Jäger mit der Zoom-Konferenz-Videotechnik durch die Räume der Bank.
Die Künstler Margarete und Jakob Hentze, Natascha Küderli, Gregor Passens, Angela Stauber, Sinan von Stietencron, Robert Weissenbacher, Johannes Wende und Youjin Yi antworten auf die Fragen: Was sehen wir? Warum hast du diese Arbeit ausgewählt? Welche Frage hast du an den Betrachter? Das Seltsame an den Fahrten durch die möblierten Räume der Bank, wo in angenehmer Atmosphäre Geldgeschäfte getätigt werden, ist, dass hier eine erstrebten Erfolg einer Ausstellung in einem nackten Kunstraum gezeigt wird. Die Kamera scheint zu dokumentieren: hier hat Kunst ihren Weg in private Räume gefunden. Zu Gast bei dem Kunstsammler XY. Nicht einfach, das gut aufzunehmen.
Dennoch lohnt es sich unbedingt, sich mit den einzelnen Künstlern näher zu befassen, von denen auf www.werksviertel-mitte.de im Blog auch einzelne Portraits zu sehen sind. Die Ausstellung „#systemrelevant“ ist bis Ende des Jahres auf www.systemrelevant.art zu sehen. Über die Website der whiteBOX können mit den Veranstaltern oder auch den Künstlern Besichtigungstermine vereinbart werden. Auf eine erfrischend unverblümte Art und Weise darf mit diesem Format im Motto der Ausstellung ausgerufen werden: „nicht kucken – kaufen!“