Die zweite Auftragskomposition der Out Of The Box AMPLIFIED EDITION geht unter anderen den Fragen nach, wie wir uns dennoch berühren können, wenn Nähe womöglich gefährlich wird, oder wie Trennungen zwar Abstand zwischen uns, aber auch neue Räume schaffen, in die wir vordringen können.
Wie weit ist die Tragbarkeit des digital-analog oszillierenden Klangs für Ralf Schmid, den wir als Pyanook schon vom letzten Festival Out Of The Box kennen, und für das Publikum wohl gediehen? Der Künstler Schmid, der mit Sensorhandschuhen ausgestattet auf seinen Instrumenten spielt, wirft mit seinen Bewegungen und den daraus folgenden Tönen gleichsam Denkanstöße in den Raum.
Digitale Flügel für den Produktionsprozess
Im Pressegespräch betont Schmid, dass es ihm in seiner Arbeit darum gehe, dem analog-elektronischen Produktionsprozess, der an den Ort der Tonabnahme gebunden ist, digitale Flügel zu verleihen. Man hat im Hinterkopf: Komplexe Zeichensysteme, die animiert werden, sich immer wieder zu rekapitulieren, tragen die Möglichkeit zur Selbsterschaffung, der Autopoiesis, in sich.
Der Mann mit den Sensorhandschuhen
Ralf Schmid, der Mann mit den Sensorhandschuhen, hat „The Human Touch“ für sich und seine zwei Flügel, das norwegische Vokalensemble „Trondheim Voices“ und das schwedische „o/modernt Kammerorkestar“ unter Leitung von Hugo Ticcitai komponiert. Das gesamte WERK7 theater mit seiner weiten Tribünenmuschel kann aus allen Winkeln von den Trondheim Voices besungen werden. Richtungsumkehr und Kreisbewegungen, verwirbeln visualisierte Klänge in der Mitte des Theaters.
Verzerrte Stimmen der Trondheim Voices
Man möchte vermuten, dass die Voices, neuerdings bewaffnet mit Elektronik von Asle Karstad um Stimmen zu verfremden oder zu verzerren, zusammen mit dem Kammerorkestar dem „Dirigenten“ mit den Sensorhandschuhen einen veritablen Kraftakt abverlangen werden, einen sich entfesselnden Prozess digital-psychedelischer Eigendynamik im Raum zu bändigen.
Die Out Of The Box AMPLIFIED EDITION 2022 wird unterstützt durch das Werksviertel-Mitte und gefördert durch die Beisheim Stiftung. Weitere Informationen: www.OutOfTheBox.art und www.werksviertel-kunst.de