Den Auftakt der Out Of The Box AMPLIFIED EDITION 2022 macht ein Ballett, in dem Gebärdensprache, Musik und Körpersprache gleichzeitig Grenzen überschreiten und dennoch ein kommunikatives Miteinander suchen. Klingt wild, wird wild.
Django Bates, der in der Schweiz lebende britische Jazz-Pianist und Komponist, wird mit der Uraufführung von „Babel – A Ballet of Signs“ die Out Of The Box AMPLIFIED EDITION im Mai 2022 eröffnen. Bates schrieb für das Brodsky Quartett, Joanna MacGregor, die Britten Sinfonia, die Royal Shakespeare Company und die Duisburger Philharmoniker und stand auf der Bühne mit Wynton Marsalis, Bill Bruford, Evan Parker und Michael Brecker. Mit dem Turmbau von Babel wollten die Menschen das Tor zum Himmel erreichen, die Universalität. Doch die Mythologie verneinte den Menschen eine alle Völker einende Sprache als Basismatrix. Doch selbst, wenn wir eine gemeinsame Sprache sprechen: Verstehen wir uns wirklich?
Das Libretto für „Babel – A Ballet of Signs“ kann zunächst nur die Choreografin Ceren Oran lesen. Das berühmte Gedicht von T.S. Eliot, „The Waste Land“, das die Stimmung einer Zivilisation einfängt, die es müde ist, nach der Katastrophe des ersten Weltkriegs noch einmal aufzustehen, damit der Kreislauf des Lebens an ihr sich wieder und wieder und noch einmal vollziehen möge, ist übersetzt in Gebärdensprache. In ihr steckt der Ursprung des „Ballet of Signs“. Die Gebärdensprache ist der Text, das choreografische Material für Ceren Oran. Das ist nur konsequent, denn Tanz ist natürlich Text.
Dechiffrierung der Tänzersprache
Jeder, der sich mit B-Boying und Breakdance beschäftigt, und das Eindringen dieses Bewegungsvokabulars in die Ballette der großen Staatstheater beobachtet, spürt deutlich, dass in dem begrenzten Vorrat an Figuren, die die Breakdancer formelhaft aneinanderreihen und immer wiederholen, eine vorschriftliche Sprache besteht. Tanz ist ein Körpergedicht, Breakdance ist eine Körperproklamation. Seine Wurzeln hat dieser Tanz in Afrika. Er ist in der kreativen Tanzszene Frankreichs der Ausdruck der in Sklaverei und Kolonialismus stumm gemachten Schwarzen. Dem gegenüber stehen die Gebärden von Menschen, deren eigener Schrei im Inneren verstummt ist. Dem gegenüber können wohl auch die stehen, denen im kalten Frühling unserer Moderne, die Stimme versagt, die aber mit der Sprache ihres Körpers das sagen wollen, was herrschende Sprachregelungs-Eliten unterm Deckel halten. Ist das Ballett der Zeichen ein getanzter Aufschrei der Verstummten auf einem Dancefloor? In jedem Fall wird sich ein Tanz entwickeln, der uns unerhörte Dinge hören und sehen und fühlen lässt.
Die Out Of The Box AMPLIFIED EDITION 2022 wird unterstützt durch das Werksviertel-Mitte und gefördert durch die Beisheim Stiftung. Weitere Informationen: www.OutOfTheBox.art und www.werksviertel-kunst.de