Ja, München! Er streckt die Arme in die Luft und: „Moment, ich muss mich erst verkabeln.“ Mit weniger kann man die stereotype Rockstar-Geste nicht lächerlich machen.
Funny van Dannen, der nicht älter geworden zu sein scheint, weil er seit seinen Club-Songs vor bald 25 Jahren immer da war und vielleicht nur mal einen Tag ausfiel, weil er halbnackt und betrunken an der Autobahn mit einem Strauß Löwenzahn herumhing, betritt am Freitag, 29. März die Bühne des vollen Technikums und legt sofort los.
Mit gut 45 Liedern, alten (Jubel) und neuen (Jubel), wird er sein Publikum mit der noch immer starken, sogenannt studentischen Fraktion ohne irgend einen Stimmungseinbruch bei bester Laune halten. Und das obwohl in seinen Texten, die heute ja als politischer gelten, schon dicke Brocken drin sind. Aber selbst wenn er dick aufträgt, tut er das auch eine leichte Weise. „Wenn Sie mitmachen wollen, eine Mail reicht, bin am Umsturz interessiert,“
Ja, München! Funny van Dannen ist eben kein Liedermacher für bestuhlte Reihen. Und er läßt sich keine Ideale raushängen – was ja einfach auch nicht gut aussieht – er salbadert nicht in Illusionen oder seift mit großen Gefühlen ein. Natürlich tanzt er nicht im Regen, um die Welt zu retten. Nein: „Aber am besten ist immer noch / Saufen, saufen, saufen / Saufen, saufen, saufen, saufen / Saufen, fressen und ficken / Saufen, saufen, saufen / Und die Kinder Bier holen schicken.“ Den Abend, den er Achim Bergmann von seinem ersten Label Trikont widmet, beginnt er mit „Gutes tun“. Und da hängt er schon der inkorrekte Hammer: „Man kann so viel Gutes tun / Zu Hause und im Kreisverkehr / Bewusster Atmen, gesunde Sachen essen / Mit Nazis diskutieren, die Mutter nicht vergessen / Auch einmal fremden Hundekot entfernen / Den Islam näher kennenlernen / Gutes tun, Gutes tun.“ Im Diskutieren mit Nazis sieht er heute eher keinen Sinn mehr, seit auf einschlägigen Rechtsaußen-Festen sein Song „Lesbische schwarze Behinderte“ gegrölt wurde. Sein kürzestes Lied an diesem Abend von der neuen CD „Alles gut, Motherfucker“ brachte so auch den größten Applaus: …schwarz ist die Farbe der Trauer / und ich würde auch gerne wissen / eine Gesellschaft mit braunen Flecken / ist die faul / oder einfach nur beschissen“.
Text: Michi Wüst