Ein fulminantes Open Air Theater
Die Freilichtbühne des Werksviertel-Mitte war schon am Sonntag, 10. Juli, beim „Kultival Zamas“ von griechischen Bands mit sehr eigenwilligen und mitreißenden Klängen gehörig eingerockt worden, tags darauf startete nun die Open Air Saison dieses Sommers. Alles lockerer, freizügiger, keine festen Stuhlreihen, kein kontrollierter Einlass. Die Bühne mit ihrem Rundgerüst und dem warmen Licht in der blauen Stunde wirkt wie eine schillernde Auster zwischen Glas, Stahl und Beton.
Von fern hörte man schon Maximilians Höcherls Stimme. Einziger Text dieses Songs: Oooh Babe. – Eines Verliebten, der beim Gedanken an sein Mädchen nichts anderes mehr herausbringt als: Oooh Babe. Die Lovemen ergänzen sich um Lukas Häfner an der Gitarre und Manfred Mildenberger an Moog Bass und Schlagzeug, den erfahrenen Orgelsprengmeister der Organ Explosion, die hier letztes Jahr schon den Knödelplatz durchschüttelte. So ein bisschen Whisky a Go Go – Feeling, Ende der 1960er Jahre, LA. Aber so schön das zwischen Publikum und Bühne schwingt, Manfred Mildenberger muss die Zugabe verweigern, weil die nächste Band schon in den Startlöchern steht und es (auch hier) Anwohner gibt. Anwohner gibt es eben überall.
Also wird schnell die Bühne freigemacht für die Disco-Soul-Korsare von Pho Queue mit Frontman Adriano Prestel. Letztes Jahr kam nach „Sweet“ (2017) „Trippin“ heraus, wie schon „Sweet“ verstärkt durch Ludwig Klöckner (bass) und Chris Stöger (drums). Die beiden sind auch auf der Freilichtbühne dabei neben Felix Kirner (synth, keys) und Ferdinand Kirner, dem topinspirierten und in vielen Stilistiken versierten Gitarristen. Viele der sehr feingliedrig groovenden Stücke scheinen im Wohnzimmer zwischen Prestel und Kirner zu entstehen. Diese Kongenialität blitzt und schimmert, fluoresziert, grooved und rollt auch über die Bühne. Wie ein Kugelblitz. Es ist so etwas wie ein von fern auf dem stillen, nächtlichen Ozean heranrückendes Disco-Wetterleuchten. Ein opalisierender Groove. So braucht auch Adriano nicht lang, um den leeren Platz vor der Bühne mit Leuten aufzufüllen, die sich dahin mit einschließen lassen möchten.
Seltsam konterkarierend, aber irgendwie interessant, wenn ein Radfahrer grußlos an der Bühne vorbeischnürt oder auch ein E-Roller-Avatar, der quer einfach durchschießt, der Transversale seiner Ignoranz folgend. Alles zusammen, ein luminiszierendes Open Air Theater – toll!