Flashmob des BRSO am Mariss-Jansons-Platz

Möge die Macht mit euch sein!

Freitag, 8. Juli 2022. Der Platz vor dem Umadum Riesenrad füllt sich mit schwarz gekleideten Menschen, die Instrumente dabeihaben. Es sind allerdings sehr viel mehr Musiker, als sonst hier auf dem Gelände des Werksviertel-Mitte anzutreffen sind. Sehr viel mehr. Das Riesenrad steht. Aber auch wenn es sich dreht, zeigt es keine Zeit an. Das ist aber egal, wenn es 12 Uhr mittags ist, heute.

Die schwarzgekleideten Menschen packen ihre Instrumente aus, stellen Notenständer auf, schauen ab und zu ein bisschen besorgt in den grauen Himmel. Vor der Leuchtschrift „Mariss Bar“ steht ein Podest. Das kann ja nur für einen sein! Die Leute drehen die Köpfe hin und her, um ihn schon von Weitem zu erwischen, den weiß leuchtenden Wuschelkopf. Und tatsächlich, da ist er: Sir Simon Rattle. Er steigt auf das Podium, treibt gleich Konversation mit Musikern und Publikum, british-lässig, nonchalant, unprätentiös, natürlich.

In den Reihen des mittlerweile vollzähligen Symphonie Orchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO) sieht man viele lachende Gesichter, spürt eine gute Chemie, vielleicht sogar den Moment eines neuen Zeitgeists unter dem in der Zeit stillstehenden Umadum Riesenrad. Kein Drumherum, kein Schmäh. Man spürt, dass es keine Phrase ist, wenn der Meister den Leuten mehrfach zuruft: „Die Musik ist für alle Menschen da!“

 

Also, was steht auf dem Plan? „Raiders of the Lost Ark“, der Marsch der Titelmelodie aus Indiana Jones und noch gigantischer, „Star Wars“, introducing the dark side, Darth Vader. Mit dem Megafon, der Flüstertüte, kommt der Meister nicht so zurecht, es geht auch so, in diesem Konzertsaal unter freiem Himmel versteht ihn tatsächlich jeder. Trotzdem stoppt er den Raider-March nach den ersten Takten und wendet sich an die Celli, von denen er viel mehr haben will: lange Bögen, Vibrato, geschmacklos, Hollywood eben! Und so unterbricht er ein paarmal, mit Aufforderungen wie: play it with hallo Simon! Und das klingt dann auch so wunderbar erschröcklich, wenn die dunkle Seite der Macht anrückt, und Gevatter Vader die Älteren unter uns für Momente um 30 Jahre jünger macht.

Wunderbar und verspielt, einfach schön: „Die Musik ist für alle Menschen da“, er sagt´s noch einmal, „Aber die Musik braucht auch ein Haus“, und nach einer kurzen Pause: „May the force be with you!“

 

Oben im Gestänge des Riesenrads sitzen Chewbacca und Han Solo, der den Hut von Indiana Jones in der Luft schwingt. Er hat ihn ihm geklaut.

 

Autor: Michael Wüst 2022