Der 5. Juni war auf dem Platz des Container Collective ein besonderer Mittwoch unter all den Mittwochen, die Musiker des BRSO (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) in einem der 27 Schiffscontainer im Werksviertel-Mitte, als Außenstelle des großen Orchesters, regelmäßig gestalten. Die Schleusen des Himmels hatten sich nach sehr nassen Tagen endlich geschlossen und mit Sir Simon Rattle und seiner von weitem sichtbaren, weißen Haarpracht kam die Sonne. Anlass war in diesem Jahr großer Feiertage (Grundgesetz, Gründung des BR) auch das 75-jährige Jubiläum des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das immer noch auf sein eigenes Konzerthaus hier auf dem Gelände wartet.
Der BRSO-Konzertkalender rund um die besonderen Tage des Jubiläums wurde über Konzerte im Herkulessaal, im Max-Joseph-Saal und über das Open Air am Odeonsplatz hinaus um Sonderveranstaltungen erweitert, darunter drei in der TonHalle unter dem jugendaffinen Label „Watch This Space“.
Der 5. Juni mit der ersten Armbewegung von Sir Simon mitten auf dem Platz des Container Collective war somit auch der Auftakt zu außergewöhnlichen musikalischen Festtagen überall in der Stadt.
Da Sir Simon sich heuer besonders intensiv mit böhmisch-mährischen Komponisten auseinandersetzt, wählte man – optisch sehr repräsentativ und glanzvoll – den ersten Satz der Sinfonietta Op.60 von Janáček mit Blechbläsern des Orchesters, die sich nebeneinander (ohne die Holzbläser des Originals) über die ganze Breite auf dem Dach ihres Containers aufreihten. Steht zu hoffen, dass diese Fanfare den Beginn eines letzten Abschnitts auf einem langen Weg zum Konzerthaus bedeutete! Genau diese Hoffnung drückten auch Besucher auf dem Platz aus, die von Abendschau-Moderatorin Annekatrin Hentschel befragt wurden.
Mit einem Speed-Dating zwischen Besuchern und Musikern ging es noch einmal bewusst jugendlich zu, was der älteren Generation sichtlich gut gefiel. Zum Abschluss des schönen Sommertages spielten dann noch einmal die Jungen auf. Patricia Cordero, Sheng Fag Chiu (beide Violine), Celia Elias (Bratsche), Theresa Strasser (Cello) und Jakob Plag (Klarinette) ließen es mit einem Klarinettenquintett von Robert Fuchs romantisch ausklingen.
Text: Michi Wüst
Klassische Klänge im Werksviertel – Hier zum Abendschau-Beitrag in der Mediathek
