Der DCP ist nicht ganz so bekannt wie der „Academy Award of Merit“, den die ganze weite Welt eher unter seinem Spitznamen „Oscar“ kennt, aber Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, erhob schon vor der Gala 2019 diesen Preis für „interaktive Unterhaltungsmedien“, vulgo Computerspiele, in den Status eines führenden deutschen Kulturpreises.
Dieser begehrte „Deutsche Computerspielpreis“, ein multimediales Hybrid-Event, wie wir lernen – virtuell und leibhaftig erfahrbar – fand heuer, nach zwei rein digitalen Pandemieausgaben, in der TonHalle auf dem Gelände des Werksviertel Mitte statt.
Durch mehrere Sicherheitsschleusen freundlich geleitet in eine glamouröse Gala
Am Donnerstag, 31. März, nähert sich also Schreiber dieser Zeilen, immer noch eher ein digitaler Erstklässler, dem Blue Carpet-dekorierten Eingang. Der Infektionsschutz ist perfekt, vielleicht sogar ein bisschen übererfüllt: die Hybrid-Gala ist eine 2G+ -Veranstaltung, inklusive tagesaktuellen Schnelltests. Der Bayerische Ministerpräsident, der allerdings verhindert war, wäre sicher sehr zufrieden gewesen. Also gut, man kitzelt sich in der Nase und erreicht nach diversen Sicherheitskontrollen den Galabereich für die geladenen Gäste.
Die Nominierte in 16 Kategorien sind: Produzenten, Medien- und PR-Menschen, Kameraleute, Fotografen mit schwerem Gerät. Im Pressebereich öffnen schwarzgekleidete Service-Avatare mit schwarzen Handschuhen geräuschlos Wasserflaschen, zentral ist in lockeren, grauen Schalensitzen Platz für etwa 120 Besucher.
Die VIPs der Gamer-Szene – unprätentiös und locker
Dann flackert es im ganzen Raum. Vor der Wand mit den Sponsorenlogos posieren Nominierte, Developer und die Juryvorsitzende Odile Limpach. Obwohl mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vorrangig die Politik neben der Wirtschaft und dem Verband der deutschen Games-Branche das enorme Preisgeld von insgesamt 800.000 Euro aufbringt, halten sich diesmal die Politiker dezent im Hintergrund.
Der Gamer-Szene ist ohnehin klar, dass in der staatlichen Förderung, dem Bewertungskodex und den Wahlmodalitäten der Fachjurys, in der Betonung des kulturellen und pädagogischen Werts in Verbindung mit den Barrieren des Jugendschutzes durch die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) Spontanität und künstlerische Freiheit und Frechheit ihre Grenzen finden.
Und während sich die Politik zurückhält, sind es gerade Preisträger, die sich sensationell in Szene setzen: Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) kürte in Vertretung von Ministerpräsident Markus Söder für das „Beste deutsche Studio“ die Producer von CipSoft aus Regensburg. Die spendeten nach der Entgegennahme des DCP 2022, kurzerhand großherzige 50.000 Euro, weit über ihrem Preisgeld, für die Ukraine! Alles ohne große Sprüche. Bestes Understatement trotz eigenem, unabhängigem Stil kennzeichneten überhaupt diese professionelle und doch lässige Veranstaltung, zu der auch der schnoddrige Moderator Uke Bosse, im besten Sinne ostfriesisch naturtrüb, beitrug.
Detailinfos zur Preisverleihung des Deutschen Computerspielpreises 2022 unter:
https://deutscher-computerspielpreis.de/