Seit 14. und noch bis Ende August ist im Container Collective an seiner höchsten Stelle im zweiten Stock eine Mode- und Designausstellung des Labels „IOSOY“ (ich bin), respektive als Anagramm „YOSOI“ (your own story of integrity), zu sehen. Öffnungszeiten der Ausstellung, untertitelt mit dem Motto “transparency – sustainability”, sind donnerstags bis samstags, von 14 – 18 Uhr, oder auch nach Vereinbarung unter contact@iosoy.de.
Initiatorin und Trägerin ist die Textildesignerin und Malerin Barbara Weigand. Ihre Erlebnisse auf Weltreise sowie die Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte, Textilproduktion, Bürgerkrieg und Buddhismus bei einem Aufenthalt in Sri Lanka formten ihr dreiteiliges Konzept einer Modekunst nach den Kriterien der Transparenz hinsichtlich der Materialherkunft, der künstlerischen Kreativität bei der Gestaltung der Stoffdrucke und der abschließenden Dokumentation der Präsentation am fotografierten Model.
Nachhaltigkeit ist hier kein Schlagwort
In einem Land wie Deutschland, das selbst so gut wie keine Stoffe mehr herstellt, ist es gar nicht so einfach, faire Mode zu produzieren, wie Barbara Weigand mir erklärt. Nicht mal der klassische Lodenjanker, den Politiker, im Greenwashing erfahren, gerne tragen, um Heimat transparent zu machen, kommt von hier, genauso wenig wie die Lederhosen aus indischer Produktion.
Ein entscheidender Punkt ist für Barbara Weigand die Qualität des Stoffs. In Zeiten der Fast Fashion landen bis zu 50% der entsorgten Materialien in der schwarzen Tonne. Endstation.
60% der Weltfaserproduktion beruhen auf synthetischem, erdölbasiertem Plastik. Diese Stoffe sind nicht abbaubar und kaum zu recyceln, respektive würden den gängigen Produktionsprozess stark verteuern.
Darum verwendet Barbara Weigand einerseits hochwertige Merinowolle, deren CO2-Fußabdruck durch die jahrzehntelange Haltbarkeit stetig schrumpft, oder auch Econyl, das vollständig aus Meeresdeponien, Stoffresten von Herstellern, alten Teppichen und „Geisternetzen“ recycelt wurde. Das Material ihrer Easy-Glam Kollektion besteht aus recycelten PET-Flaschen.
Qualität verlangt Nachhaltigkeit – und sie verlangt auch ihre ästhetische Wertung
Stichwort Easy-Glam führt uns zum Aspekt der Kunst und Schönheit. Bei dieser Kollektion raumgreifender, langer Faltenröcke im A-Linien-Cut, wie ihn Christian Dior berühmt gemacht hat, kommen die impressionistischen Doppelbelichtungen von Diemut von Funck zur Geltung. Einige dieser Meditation à la Monet, unverglast auf sogenannten Turner- Aquarellpapier, sind auch im Container zu bewundern.
©Michael Wüst
Der Stoff, erlesener „Duchesse“ der spanischen Firma Gratacos, muss übrigens auch nicht ständig gewaschen werden. Allein lüften hält ihn lange frisch. Die zahlreichen „Kellerfalten“ der opulenten Röcke variieren die Motive der Fotografin in einem reichen Wechselspiel der Farben.

©IOSOY
Easy, und das betont Barbara Weigand, sind die Röcke, weil immer öfter junge Frauen sie entdecken und sie lässig „crass“ kombinieren mit einer Anglerweste als Top und Springerstiefeln drunter. Es ist also nicht so, dass man „IOSOY“ nur tragen kann, wenn man Grace Kelly oder Audrey Hepburn nacheifern will. Selbst Hosen mit denselben farbigen Druckmotiven, die wirken, als wären sie aus der Zeit von Swinging London gefallen, werden angefragt.
Für einen Schlusspunkt des dreiteiligen Modekunst-Prozesses „IOSOY“, Transparency – Sustainability, stehen die Fotografien von Golda Fruhmann, die die Kollektionen dokumentieren. Auch für sie gilt der Grundsatz der großen Kollegin Vivian Westwood: „Buy less. Choose well. Make it last.“