Erneut wird ein Zeichen für die Kultur- und Veranstaltungsbranche gesetzt. Bei der Aktion in der Muffathalle „Ohne uns ist’s still“ haben 100 Münchner Kulturveranstalter auf ihre prekäre Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht und fordern damit mehr Hilfe. Es war schon fast ein schauriges, zombiehaftes Bild in der Muffathalle. Aufgereiht wie eine Armee Untoter standen da 100 Menschen – starr und stumm – fixiert auf Abstands-Markierungslinien. Ihre Gesichter waren mit Masken verdeckt. Doch was genau steckt hinter der Aktion?
„Ohne uns ist’s still“
Bereits seit vier Monaten wurde die Kultur- und Veranstaltungsbranche zur Untätigkeit verdammt. David Süß, Mitbetreiber der Clubs Harry Klein und Stadtrat der Grünen stimmt das mehr als traurig. Normalerweise sind sie nämlich diejenigen, die dafür sorgen, dass Freude in der Stadt herrscht. Als Vorsitzender des Verbands der Münchner Kulturveranstalter (VdMK) hat er somit die Mitglieder zu dieser Aktion aufgerufen. Vom kleinen Konzertveranstalter bis hin zum Groß-Event-Macher – sie alle stellen sich auf für die gemeinsame Aktion „Ohne uns ist’s still“. Hinter der Menschenreihe platzierte sich die Band Umme Block – jedoch erklang diesmal kein einziger Ton. Auch die Eventfabrik, die viele Veranstaltungen auf dem Gelände koordiniert und durchführt, war Teil der Aktion. Denn auch bei uns ist es sehr still geworden – keine Konzerte mehr in der TonHalle und dem Technikum, keine Veranstaltungen im WERK7 oder sonst auf dem Gelände des Werksviertel-Mitte.
Trotz Lockerungen keine Besserung in Sicht
Für die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist trotz Corona-Lockerungen keine Besserung in Sicht. Die Krise reiße „finanzielle und emotionale Löcher“, sagt Flo Weber von den Sportfreunden Stiller, der gekommen ist, um die Aktion als Musiker zu unterstützen. Laut Hygieneverordnung dürfte aktuell nur 100 Personen in der Mufferthalle zusammenkommen.
Das Foto soll zeigen: Wie trist wäre ein Konzert, wenn nur so wenige Menschen beisammen sein dürften. Selbst wenn der Sicherheitsabstand bald auf einen Meter verringert würde und mehr Zuschauer erlaubt wären, wird es hier noch still sein: „Wir werden heuer in der großen Halle keine Konzerte mehr machen“, sagt Hausherr Christian Waggershauser. Christian Kiesler, Band-Booker bei Target Concerts, bestätigt, dass größere Auftritte internationaler Künstler mindestens sechs Monate Vorbereitung bräuchten, wegen der unsicheren Lage hätten viele ohnehin ihre Tourneen abgesagt. Auch die Zuschauer haben kein Vertrauen und keine rechte Lust auf Konzerte, die womöglich abgesagt werden – die Muffathalle setzt derzeit pro Woche nur 30 Vorverkaufstickets ab. Münchens Kulturveranstalter „bangen um den Erhalt der kulturellen Vielfalt“ und die Existenz zahlreicher Kulturbetriebe, so Süß.
Wie geht es weiter?
Krisenmanagement gibt es nicht wirklich und die bisherigen Maßnahmen schlagen nicht an. Das größte Problem ist, keiner weiß, wie lange das noch so geht. Alle, die man hier fragt, zucken mit den Schultern.
Die Aktion „Ohne uns ist’s still“ will einen Forderungskatalog an die Politik erzielen. Dieser soll klare Vorgaben geben für mehr Planungssicherheit, eine schnelle Bereitstellung von Mitteln für einen Ausgleich von Umsatzeinbußen über neun Monate und länger, mehr Unterstützung bei Genehmigungen improvisierter Spielstätten, die Möglichkeit, Räume umzunutzen, ein Entgegenkommen bei Mietkonditionen, Vertrauen in die Hygienekonzepte der Clubs und eine Kooperation der Stadt mit der Clubszene, um die derzeit grassierenden illegalen Partys einzudämmen.
Doch bereits die „Night of Light“ Aktion, bei der bundesweit sämtliche Veranstaltungslocations rot beleuchtet wurden sei trotzdem kein Dialog mit der Politik zustande gekommen.Ziel ist es also, dass Live-Entertainment nicht zu vergessen, damit die Kultur- und Veranstaltungsbranche bald wieder ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen kann – Menschen zusammenzubringen, ihnen unvergessliche Erlebnisse und Freude zu bereiten!
Teaserbild ©nachrichten-muenchen.de/H.Swoboda
Quelle: Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH