Der Berner Tobias Jundt ist offiziell das einzige feste Bandmitglied von Bonaparte, auch wenn er mit „Le Nouchi Clan“ im Gefolge am Freitag, 22. November, ins Technikum einzieht.
Seit 2006 geht der inspirierte Chaot, der ursprünglich die langsamste Sprechweise der Welt, den Berner Dialekt, durch Hip Hop auf mitteleuropäische Geschwindigkeit gepitched hatte, die ungewöhnlichsten Wege in genialischer Sicherheit.
Hip Hop, Punk. Jazz, Performance – einfach Druck.
Hinter der Sprunghaftigkeit seines assoziativen Denkens verbirgt sich ein Raubtier auf der Lauer, immer dabei die alte Unordnung der Dinge wieder herzustellen. Sein Weg führt 2006 ein in Barcelona zusammengewürfeltes Performance-Kollektiv in den Berliner Untergrund, wo Bonaparte mit Laptop und Gitarre und maskierten Halbnackten derart schnell sich einen immensen Szene-Hype erarbeitet, sodass 2007 schon das Jazzfestival Montreux anruft.
„A trash circus unleashed“, schreibt Der Tagesspiegel und die Berliner Zeitung bezeichnet Jundt als „analoge Bohème“. Elektronisch glatte Erlebnisflächen oder digitale Gefühlssurrogate – no way.
Analoger Bohemien in Zeiten der elektronischen Wohlfühlblase
Es wird nicht gebastelt, sondern überfallen. Seltsamerweise gibt sich Jundt inmitten der musikalischen Gefahrenlage in paramilitärischen Anzügen mit gelben Vogelschwingen manchmal etwas sediert, geradezu somnambul, auch wenn links und rechts Granaten einschlagen. Nun haben die konsequente Marktignoranz und die traumhafte Unberechenbarkeit des Chaos-Impressarios weiter Kreise gezogen.
Die Goldküste Westafrikas. Dort brodelt noch heute die Erde.
Mit sicherem Instinkt ist Bonaparte an der Elfenbeinküste gelandet. Dort hat man „Was mir passiert“ in Abijan produziert. Die Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, im 16. Jahrhundert Goldküste genannt, war der gelobte Teil Westafrikas, das El Dorado für Sklavenhandel und Ausbeutung durch die Europäer. Dort hat es nicht aufgehört zu brodeln. In Nigeria fand Ginger Baker mit Fela Kuti (fast) seine Heimat, jedenfalls liebte auch er diese subversive Mischung aus politischem Aktionismus, Tanz, Performance und Trommel-Groove.
Bela B, Farin Urlaub und Sophie Hunger, die erst im September im Technikum begeisterte, waren also dabei. „Was mir passiert“, dachte Jundt – Dort entstand auch der Nouchi Clan, den eine eigene Sprache in Mixtur aus französisch und Sprachen der Elfenbeinküste auszeichnet. Das wird ein gehöriges Happening im Technikum!