Am Freitag, 8. November, wurde nach einer Einführung der Kunsthistorikerin Sonja Lechner im Gastatelier des dritten Stocks „Frequencies“ von Tatjana Busch, ein Stockwerk tiefer in der whiteBOX eröffnet.
Was die Publikumsfrequenz angeht, so sollte Tatjana Busch mit ihrer Bemerkung recht behalten, sich die Ausstellung an späteren Tagen noch einmal in Ruhe anzuschauen.
Die Einsamkeit der Skulptur
In der Mitte des dunklen Raums befinden sich fünf Skulpturen gegenüber einer sich frei im Raum drehenden. Wie immer bei Skulpturen, stellt sich ihre Magie am besten ein, wenn man mit ihnen nach der Eröffnung allein ist. Auch wenn es Martina Taubenberger, der Leiterin der whiteBOX, wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass die whiteBOX kein Museum ist.
Die Magie der Dunkelheit, „das Licht als Bewusstseinsmaterial“ waren bereits von Sonja Lechner angekündigt worden. Die auf einem Spiegelboden ruhenden fünf Objekte wirken wie Geometrien höherer Ordnung. Das schwebende, sich drehende Objekt wie ein Botschafter.
Inszenierung einer skulpturalen Erzählung
Es verändert die Szenerie, es scheint bevollmächtigt im wechselnden Licht und zu den kosmisch kühlen Sounds etwas in Erzählung zu bringen. Dieses Objekt ist ein Subjekt.
Die Formen aus dünnem Aluminium mit tief leuchtenden Acrylfarben entsprechen dem Ansatz der Künstlerin, das Intuitive einer Form zu finden. Aus ihrer Phase mit Zerknülltem, Verlorenem, Weggeworfenen zu arbeiten ist ihr die Sensibilität mit einem Eigenwillen der Materie geblieben.

Bevollmächtigung des Weggeworfenen
So entsteht in der dunklen Stille eine Art von Emanzipation. Vor allem durch die orchestrierende Kraft des sich drehenden Botschafters. Eine Inszenierung, die die Kunstkonsumenten, an die Wände der whiteBOX gedrängt, als Schatten im fluoreszierenden Staub der Luft, mit der zentralen Weltprothese ihrer Smartphones beschäftigt, etwas ratlos erscheinen lässt.
Das meditative Zentrum gebiert Formen, die manchmal an surreale Faltenwürfe eines Max Erst erinnern oder plötzlich im Licht einer schrägen de Chirico-Sonne aufgehen. Raumzeitdiagramme oder Hubble-Bilder von Galaxien in farbigem Gas aus der Tiefe der Vergangenheit.
Eine Installation, die uns die Dunkelheit als Quelle nahe bringen kann. Quelle des Worts, der Erzählung, des Logos, wenn man theologisch so will. Und ist es doch die dunkle Materie, die dafür verantwortlich scheint, dass wir nachts überhaupt die Sterne sehen können. Auch wenn es nur ein Blick in die Vergangenheit ist.
Text: Michael Wüst
Bilder: Michael Wüst, URKERN/Ivana Bilz
Gestaltung Frequencies: Tatjana Busch
Sound und Komposition: Christian Losert