Am Samstag, 1. Dezember, gab es im brechend vollen Technikum den Münchner Senkrechtstarter Blackout Problems zu bestaunen.
Für die ersten zwei Reihen holder Teenie-Weiblichkeit hinter den Wellenbrechern seit dem durchschlagenden Erfolg des Debutalbums Holy (2016) natürlich keine Erstbegegnung mehr. Aber auch keine Zahnspangen, keine Teddies. Gelbe und rote Tulpen lagen da allerdings schon bereit für die drei um Frontderwisch Mario Radetzky. Und pappig süß wie Songpoeten sind die knappen Mitt-Zwanziger ja nun wirklich nicht. Eher verdammt tough auf den Punkt. Ohne Luft zu holen feuerten sie beste Hartbretter aus alternativ abgerissenen Garagen raus. Eine grandiose Lightshow, die alles forderte, was das Technikum zu bieten hat, verwirbelte den lustvollen Abriss kaleidoskopisch im Raum und hinter den Teenie-Reihen sah man ehrwürdige Post-Punk-Veteranen schwer mit dem Kopf nicken. Hart gut!
Vorher ging´s mit dem Londoner Support, Apologies I have none, schon ausreichend kompromisslos zu. „Love“, „Wrath“, „Racing“ waren schön depressive Songs, die dem Punk noch näher waren. Sänger Josh McKenzie fiel nach energischen Strophen mit der Band immer wieder in plötzlich sich auftuende Abgründe. Man ließ sich über Gebühr lange und lautlos fallen, um aus seelenloser Tiefe ein klagendes Gemurmel in brüchiger Intonation hören zu lassen und ein Hauch von Joy Division wehte herauf. Und dann wieder: Scheissdrauf und mit schweren Doppelschlägen und einer fibrillierenden Bassdrum, die den Bühnenmolton durchwedelte ging´s zurück zur Strophe.
Die Band hatte auch ganz offensichsichtlich ihre eigenen Fans – denen vielleicht bekannt vom Manchester Punk Festival mit The Bennies und Redrum aus Australia. Düster sollen auch die Texte von Blackout Problems neuer CD Kaos sein. Doch als Mario Radetzky (Gitarre, Gesang), Marcus Schwarzbach (Bass, Gesang), Moritz Hammrich (Gitarre, Gesang) und Michael Dreilich (Schlagzeug) auf die Bühne fetzen und noch im Laufen ihren ersten Song „How Are You Doing“ starten, ist von irgendeiner Schwermut gar nichts zu spüren. Wer will, kann ja tags darauf zuhause in den Lyrics nachlesen, dass es da Zoff mit irgendeiner Alten – falls man das heute noch schreiben darf – gegeben hat, aber in diesen neuen Songs regiert wirklich nichts als unbändige knallharte Rock-Lebenslust. Diese Münchner Band hat das Potential eines internationalen Zuschnitts. Songs wie „Queen“ und „Difference“ lassen Vergleiche zu Green Days „American Idiot“ zu. Ebenso zu Gaslight Anthem, für die man schon spielte. Knallhart, frisch, präzise. Und da wird immer wieder lamentiert, München hinke in Sachen Kreativität Hamburg und Berlin hinterher. Wer weiß schon genau? Blackout Problems haben ihren Erfolg jedenfalls selber gemacht.
Text & Bilder: Michi Wüst