Tony Hadley zelebrierte am Mittwoch, 21. Februar, „Tonight belongs to us“ im Technikum. Der legendäre Sänger der 80er Jahre Kult-Band Spandau Ballet, damals Kunstfigur der Londoner Disco-Welt, kommt ganz unprätentiös auf die Bühne. Ein freundlicher Englishman, im mittlerweile größeren schwarzen Anzug, an dem nicht mehr der Flitter der New Romantics zu haften scheint.
Aber „Tonight belongs to us“, so auch der Titel der im kommenden April erscheinenden neuen CD, beschwört, was sich im gut gefüllten Technikum auch erweist. Er hat sein Publikum, ganz ohne Inszenierung. Die irrealen Welten der tanzenden Jugend in den roughen Zeiten der Maggie Thatcher, der eigene Sound dieses selbstbewussten Eskapismus, verbindet wie eh und je Tony Hadley und sein Publikum, in das sich auch später Geborene mischen. Und „Tonight belongs to us“ besagt und besingt natürlich auch, dass er nicht mehr der Sänger von Spandau Ballet ist.
Die Projektion des Lebensgefühls weist immer noch in fernere Regionen. Mit „Life on Mars“ bestimmt er seine Herkunft. David Bowies berühmter Song legt bereits 1973 die Spur, die zu Spandau Ballet, Culture Club, Ultravox, Duran Duran und The Human Lague führt. Und zu Ziggy Stardust. An diesem Abend funktioniert der Kult auch ohne Fashion. Im Publikum erblickt man zwar keine überdrehten „Blitz Kids“ mehr, weiß geschminkt, mit abgedreht außerirdischen Frisuren und putzigen Hütchen, aber es fuzzt trotzdem.
Dieser Sound von damals kam ja nicht aus einem Studio, sondern entstand in einer Disco. Man absentierte sich gemeinsam, seicht und leicht, im Londoner „Blitz“. Das war der Club von Steve Strange, der mit seinen Geheimpartys ab 1980 zur Pop-Plazenta dieser Welle wurde. Die Künstlichkeit der Songs, und damit ihr Sehnsuchtspotenzial, bleibt zwischen beiden E-Gitarren, die wie in „To Cut A Long Story“, einem Spandau-Hit der ersten Stunde, mal rockig anreißen, aber dann wieder strähnig nebeln, erhalten.
Eine gewisse Undefiniertheit, weniger synthie-wabernd, erlaubt Tony Hadley sein eigenwilliges, malerisches Navigieren im schwerelosen Raum, um dann aber wieder expressiv und mit starken Longnotes hervorzubrechen. „Delirious“, „Highly Strung“, „For Blue Eyes Only“ lassen das entzückte Publikum die Arme waven. Keine Smartphones. Keine technischen Prothesen. Der New Romantik geht auch heute noch „Through The Barricades“.