Mit Accept kommt das unsinkbare, in Solingen geschweißte Flaggschiff des deutschen Heavy Metal am 14. Januar in die TonHalle. Ein Grundvertrauen in die Zukunft? Dazu scheint absolut kein Anlass mehr zu bestehen. „The Rise Of Chaos“ , das vierte Album der Unzerstörbaren seit ihrer fantastischen Reunion im Jahre 2009 mit Sänger Mark Tornillo, ist ein fabelhaft dystopischer Brocken und verdient einen Ehrenplatz neben Megadeth´s „Symphony Of Destruction“ oder Ministry´s „New World Order“.
Das Duo Hoffmann-Baltes an Gitarre und Bass hat es wahrlich meisterhaft verstanden, das Schiff durch Untiefen und Stürme zu steuern. Heute laufen Wolf Hoffmann und Neuzugang Uwe Lulis (ex-Grave Digger, ex Rebellion), ebenfalls an der Gitarre, zu allerschärfsten Riff-Gewittern auf. Zwischendrin leuchten wunderbar beherrschte Feed-Back-Elmsfeuer. Die Band scheint unterwegs zu neuen Ufern. Das war nicht immer so. Nach dem endgültigen Weggang von Udo Dirkschneider (2005) mit diesem Knochen fräsenden Vibrato, das selbst Roger Chapman anerkennend hätte frösteln lassen, glaubte niemand mehr an ein Wiederauferstehen aus der Schlacke. Never say never.
Titelsong „The Rise Of Chaos“ hat ordentlich fett-letales Uptempo und zwischendrin doppeln auch die Drums eine Breitseite. Von Wolf Hoffman´s kurzen solistischen Stromschlägen in Deep-Purple hätte man wirklich gern mehr. Und Mark Tornillo´s gritty Voice bricht auch mal durch die Decke. Der Refrain ist kurz gehalten und keine wirkliche Aufforderung zum Mitgrölen. So präsentiert der Titelsong eine sehr gute Abmischung klassischer Ingredienzen. Das Chaos schmeckt gerührt oder geschüttelt.
Böse auch vom Thema her ist „Koolaid“. Das Stück widmet sich dem Jonestown-Massaker der Sekte Peoples Temple in 1978 im Nordwesten von Guyana. Ebenfalls klassisch gut und schlicht ergreifend – als schweres Midtempo-Hardrock-Brett. Seltsamerweise noch bissiger (I need you like a) „Hole In The Head“. Die Beziehungskrise scheint zu den größten Katastrophen unserer Welt zu gehören. Es ist also für beste Unterhaltung am notorischen Eve of Destruction gesorgt.