Am Samstag, 16. Dezember 2017, kommt mit Mine + Fatoni und „Alle Liebe nachträglich“ eine Kollabo-Formation, wie es heute so schön heißt, ins Technikum, die auf intelligente Weise Stärken und Schwächen von Rap und Pop gegeneinander ausspielt.
Kleine Dinge, Alltagsbanalitäten, beim Einkauf vergessenes Salz oder ein schlechter Tatort („Romcom“) von der zarten Pop-Seite der Mainzerin Mine, werden gemessen sarkastisch kommentiert von der Rap-Seite Fatonis. Beiden ist wahrscheinlich ein Stil-Mix oder vielleicht ein „Kollabo-Style“ gelungen, der nicht als Salz in der Suppe der Echo-Industrie-Musik der Singer-Släsch-Songwriter taugt.
Sollen die da weiter im Regen tanzen, den Moment leben, von Mensch zu Mensch menscheln oder sonst mit wollig fixierten Träumerfrisuren nachdenkliche Kalendersprüche bis ans Ende der Welt senden. Das furchtbar kleine, verschmerzt bescheidene Pathos der Echo-Innenwelten ist nicht ihre Sache, wie ja schon der Wortwitz des Albumtitels vermuten lässt. Feine Ironie entsteht, wie in „Tatoo“, wenn das Duo mit Autotune-Effekten der gepitchten Stimme so etwas wie die Atmosphäre einer leicht verunglückten Warenwelt herstellt. Ein Augenzwinkern, das dem deutschen Songpoeten-Pichelsteiner so völlig abgeht.
Fatoni ist den Münchnern bestens bekannt von der Freestyle-Truppe Creme Fresh. Die Vielschichtigkeit seiner Talente macht ihn unverdächtig, ein Industrieprodukt zu sein. Als Schauspieler (Münchner Kammerspiele), Radiomoderator von „Die Fatoni Show“ auf Radio Puls und mit Clips wie „Tränen und Pisse“, wo er sich als Abgeordneter auf Ton, Steinen, Scherben stehend, an das deutsche Volk wendet, entspricht keinem noch so raffinierten Design.
Wenn dazu Mine wie ein Hausfrauen-Silbermond von der Liebe singt, bekommt das einen sehr eigenen Charme. Es ist, als würde einem das Double aus einer Familienserie der 50er Jahre begegnen. Einem Double, für das es keine Vorlage gibt. Eine Blaupause ohne Original darunter. Ein Rap-Duo, aus dem Blauen heraus, mit einer schwer nachzuvollziehenden Fähigkeit federleicht zusammen zu passen, aber sicher nicht bis ans Ende der Welt.
Weitere Infos und Tickets unter https://www.werksviertel-mitte.de/event/mine-fatoni/
- Copyright Mine + Fatoni 2017
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