Enno Bunger ist mit „Flüssiges Glück“ im Technikum am 9. November gelungen, so manchen Bayern davon zu überzeugen, dass flüssiges Glück nicht nur der „Gustl“ aus dem Holzfass sein muss.
Ursprünglich Pianist in der Bar und Organist in der Kirche, begann er bald nach dem Abitur eigene Songs zu schreiben und tourte unermüdlich, was mit dem Support für Jamie Callum und Travis belohnt wurde.
2012 wurde das melancholische Trennungsepos „Wir sind vorbei“ bereits hoch gehandelt und „Regen“ zum Hit auf der Facebookseite von TV Noir. Der unabhängige Video-Blog der „Hamburger Küchensessions“ tat das Seine dazu, und mit dem 2015 veröffentlichten „Flüssiges Glück“ bescheinigte man dem melancholischen Ostfriesen jetzt auch musikalisch einen großen Schritt gemacht zu haben, als Texter war er ohnehin weitgehend unangefochten.


Im bestuhlten Technikum suchten Fans bei leiser Hintergrundmusik auf ihren Smartphones tief entspannt Adventskränze und Gebäck aus. So gesehen ein ideales Tableau für den hintergründigen Melancholiker von der Nordsee. Aber erst trugen Sarah und Julian noch ein Scherflein zur Innigkeit bei. Mit „Like A Letter“ waren sie den Fans wohl bereits bestens bekannt und scheu und etwas schludrig kündigte Sarah auch mehrmals neue Songs wie „The Mountain“ an. Die Innigkeit drohte gelegentlich in eine gewisse Wesenlosigkeit umzuschlagen, was aber allgemein gut ankam.
Bei Enno Bunger, der zunächst alleine auf die Bühne kommt, leuchtet die Liebe kalt und starr in einer Nacht im „Neonlicht“. „…Lieben uns schwerelos blind, schwärmen frei in höchsten Tönen / Drehen Herzen auf links…“ Eine sehr kontrollierte Ballade, präzise zugange am offenen Herzen.
Onno Dreier (Guitarre) und Florian Wienczny (Schlagzeug) kommen hinzu und wecken die bösen Geister. Mit „Ende des Tunnels“ unterstreicht Enno Bunger seine Credibility als Independant Man.
Eine wunderbare Attacke auf den Dudelfunk der allgegenwärtigen 24-Sunden Formatradios, die Bunger schrieb, als auf einer langen Fahrt von München nach Bremen sein CD-Spieler ausgefallen war und er sich dem Elevator-Sound ausgesetzt sah. „Hamburg“ ist ein dem Chanson verpflichteter Song mit fast Villon´scher Sprachkraft und wird im Mittelteil überführt mit einem unnachgiebigen One-Note-Ostinato in druckvollen Elektro-Sound. „Kräne spielen Tetris, mit bedruckten bunten Quadern/ Jeder Blick zieht wie magnetisch auf die Hafenpromenade/Ewig heulen die Sirenen/Jemand hat n Loch im Magen/Kleine Kratzer, viele Risse, neben schicken Stuckfassaden.“ „Klumpen“ zeigt auch musikalisch einen Singer/Songwriter, der die Geschichte des Folk gut kennt und auch auf neue Weise in sich trägt- erinnert im Intro ein bisschen an „Where do you go to my Lovely“ von Peter Sarstedt.
Enno Bunger, ein eigenwilliger, zunächst spröder Einzelgänger, der ihm Lauf des Abends Bösartigkeit und auch Folk-Schönheit aufblitzen lässt.
Wir freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen im Werksviertel Mitte im Technikum!