Im zweiten Anlauf hat es dann geklappt. „Solarum Tuberosum“ ist wieder da. Die goldene Riesenkartoffel der Bildhauerin Alix Stadtbäumer hatte im ersten Versuch wieder den Rücktransport ins dunkle Lager antreten müssen, weil sie mit Podest und Austrieben nicht in die Vitrine in der Passage des Werk3 gepasst hatte.
Mit hohem fachlichen Personaleinsatz unter Mithilfe der Hallen- und Geländemeister – mittig! na bündig! der Breit´n nach! Kruzifix! – gelang es eben nicht. Also auf ein Neues. Tags darauf, am 1. Dezember, ein trüber windiger Tag und nur die Kartoffel ohne Triebe und Podest glänzte wie ein Nugget, hob man die übergewichtige Cousine vom Land dann seitlich in die Vitrine. Von Barbara Kosler gab´s Kartoffel-Lebkuchen. Botanisch heißt die Andenknolle ja „Solanum Tuberosum“. Die Bildhauerin Alix Stadtbäumer hat ihrer Skulptur aber bewusst den sonnigen, solaren Aspekt beigegeben, einer Pflanze, die in der Dunkelheit der Erde das Licht in Stärke umwandelt.

Die riesige goldene Kartoffel fand am 01.12.16 Einzug in die Passage des WERK3 im Werksviertel Mitte
Das erste Mal lernten wir die Dicke vom Land kennen in der Ausstellung „Raumlabor“, im März 2012 in der alten whiteBOX. Dort konnte sie vom unteren Geschoß der Halle fast bis ins obere Stockwerk austreiben. Dann kam mit 2014 das Rumford-Jahr. Zum 200. Todestag von Sir Benjamin Thompson, bekannt als Graf Rumford und nicht nur Initiator des Englischen Gartens unter Kurfürst Karl Theodor, sondern auch Propagandist der Kartoffel-Graupen-Suppe für Militär und Obdachlose, gab es neben großen Publikationen und Ausstellungen, zum Beispiel im Stadtmuseum, auch die Kunstaktion „Heat is a Form of Motion“, konzipiert von Alix Stadtbäumer und Yvonne Leinfelder. Bereits 2011 hatte Alix Stadtbäumer die Idee zu der goldenen Knolle. Rumfords Karriere in München Ende hatte rund 230 Jahre vorher, Ende der 1780er Jahre begonnen. Der Kurfürst hatte Gefallen an dem Abenteurer Rumford gefunden, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Engländer gegen die junge amerikanische Demokratie gekämpft hatte und ein Experte in Sachen Militärlogistik war. Er verbesserte mit der Erfindung seines Ofen für das Militär letztlich auch in der Folge den Standard Münchener Haushalte und er entdeckte wichtige Grundsätze der Thermodynamik.
Viele Bauten und Denkmäler in München ehren den schillernden Mann, so wie auch das Rumford-Schlößl im Englischen Garten, wohin „Solarum Tuberosum“ nach der Ausstellung in der whiteBOX kam. Im Sommer 2014 ging die Reise weiter. Nun zierte die goldene Dicke den Vorgarten des Eckart-Towers, das Eckhaus. Der Autor im K-Magazin erkannte leicht ironisch eine Ähnlichkeit zu der Henry Moore-Plastik vor dem Bundeskanzleramt im alten Bonn. Die Arbeit hatte leicht zu kämpfen mit Witterung und der Zuwendung von Party-Spaßvögeln.

Der Einbau der goldenen Kartoffel in den Ausstellungsraum in der Passage des WERK3 im Werksviertel Mitte
Nun ist sie sicher in der Passage des Werk3 und kann wieder austreiben. Und vielleicht wir sie ja sogar mal in Bronze gegossen. Davon jedenfalls träumt Barbara Kosler vom Kartoffelmuseum.