Zur Wiederbelebung des Nachtlebens hat man sich im Werksviertel den 25. November ausgesucht, einen Black Friday sogar. Ob das hier für uns so wichtig ist wie für unsere atlantischen Freunde und ihre Shopoholics, kann man ruhig bezweifeln, auch wenn die vier neuen Bar-Clubs die amerikanische Freundschaft weiterpflegen. Einen klar bayrischen Akzent zwischen den neuen Ausgaben von Americanos, Eddy´s Rock Club und Latino´s Bar & Club setzt allerdings eine richtige Wirtschaft: Zum Riederstein. Und der größte Schuppen, der New York Burlesque Club, früher New York Table Dance, zeigt sich in neuem Gewand, auch wenn man es hier damit weiter eher locker nimmt. Toll, dass es schon so früh voll war! Könnte ja sein, dass es nicht mehr so schick ist, sich den Wecker für die letzte S-Bahn zu stellen, um die Feiernacht im Nachtleben des Werksviertels zu beginnen.
Eddy´s Rock Bar
In der Passage des Werk 3 treffen wir nach langer Zeit den Hard Rock-Eddy, der nach oben gekommen ist, weil es unten in seinem Club schon zu voll ist. Hier, in der Passage, ist der neue Info-Kiosk und hier kann man sich auch mit Zigaretten versorgen, um auf der Knödel-Plaza ein wenig frische Lust zu schnappen. Auf dem unverstellten Platz mischen sich die Leute besser, es ist nicht so reglementiert wie früher und die Türsteher bauen sich nicht draußen wie Wächter auf, sondern tauchen erst nach den ersten Schritten in den Club auf. Bei Eddy geht´s die Treppe runter und da tut sich ein gemütlicher Laden auf.
Viele Vollbärte sitzen ruhig an ihren Goaßmassen und nicken. Ob das am Groove liegt oder an den einzelnen Bonnie Tyler- Ladies, die ihre Hüften vorbeiwackeln, weiß man nicht. Hard Rock und Blues sind die letzten Jahre in München viel präsenter geworden. Das Klischee von der flachen Pop-Stadt stimmt nicht mehr. Deswegen wird es bei Eddy weiterhin auch Live-Konzerte geben, am 10. Dezember trifft man sich zu Drums To Magic. Schade nur, dass mit dem Umzug auch Eddys wunderbarer Imbiss verschwunden ist. Das waren die besten Fleischpflanzl in Town. Aber da schauen wir bei Gelegenheit gern auf die Karte vom Riederstein. Raus aus der Passage nach rechts geht´s zum Americanos.
Americanos
Draußen steht der nie aus der Ruhe zu bringende Wirt Oliver Koepp und zeigt einen Hauch von Nervosität: alles ist fertig geworden, nur die Website nicht. Wenn´s nur das ist. Drinnen angenehm warme Braun-Orange-Töne, mehrere Barstationen, ruhiges Licht, weiterhin Kronleuchter und sicher die besten Cocktails. In der Mitte viel Platz zum Tanzen.
Latino´s Bar & Club
Latino´s Bar & Club, zwei Häuser weiter, setzt ganz auf unterkühlten, spacigen Chic. An der großen neonblauen Bar sitzen coole, anliegend frisierte Checker, die beim ersten Auftauchen weiblicher Schönheit, das Smartphone herausreißen, um optimal unbeteiligt rüberzukommen. Das massive DJ-Podest signalisiert klar, wo die Macht herkommt und Laser kreuzen den Raum. Sehr chic, ein bisschen Disco-Raumpatrouille. Ein Schmuckstück im Nachtleben des Werksviertels! An der Tür ist man etwas strenger, was aber eher anlocken als abschrecken sollte ;).
Um der Inkorrektheit noch weiter zu frönen, gehen wir zum New York Burlesque Club vorbei an einem Laden mit US Cars. War etwa die Tiefgarage überfüllt? Hat´s die schicken Teile etwa heraufgedrückt? In der Welt der Burleske tanzt tatsächlich der Bär. Der Wirt ähnlich geschriebenen Namens steht einen Kopf über der Masse im Getümmel und hat etwas in Sachen Lautstärke zu regeln. Zu laut? Vielleicht, der Versuch den Wirt zu begrüßen, schlägt fehl. Einzig freie Fläche die blau leuchtende Startbahn, auf der Christina den Umstehenden einheizt. An der Wand, im New York Panorama stehen sogar noch die Twin Towers. Ist doch wirklich postfaktisch, unerhört!
Dann wird es Zeit für ein Gustl. Tatsächlich, denn beim Riederstein gibt es Augustiner. Eine Augustiner-Enklave auf dem Hofbräugelände! Respekt. Und in dieser bayrischen Wirtschaft, und wir schreiben ganz bewusst nicht `bayerisch´, gibt es böse Schweinereien. Leberkäs, Fleischpflanzl? Abbräunte Milzwurst? Das ist ja richtig inkorrekt! Eine regelrechte Trendumkehr. Hat man doch schon vereinzelt Männer gesehen, die auf dem Balkon – nein, nicht rauchen – sondern verschämt sich eine Debreziner reindrücken, dass man dachte, geht´s in Zukunft der Wurst wie der Zigarette?!
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