„Zoran“ brachte uns die vergangene Woche im Spätsommer endlich die ersehnte Saharaluft, den Glutofen, wie zu lesen war, was auch die Meldung hervorbrachte: „So geht Sommer“. Die überfällige Erinnerung an den Wettergott gestaltete optimal auch das Salsa Sommerfest in der Nachtkantine. Nach einer wahren Münchner Affenhitz am Samstag füllte sich dort die Terrasse im weich herunter gedimmten Abendlicht über dem Ground Zero des Werksviertels Mitte, wo das neue Konzerthaus entstehen wird, mit den schönsten Salseras und ihren betont coolen Begleitern. Vergiss sie, dachte der Geländereporter, die Milchbar, die einmal ihren Ursprung im Kunstpark Ost, schräg gegenüber dieser Terrasse gehabt hatte, und damals den Ruf besaß, die größte Dichte an heißen Chicks pro Quadratmeter in München aufzuweisen.
Hier bei den Festen der Salsa Cantina muss Mann wirklich alle Register der Coolness ziehen, um bei dieser Überflutung mit weiblichen Reizen nicht fahrig zu werden, um sich unbeteiligt die Zigarette am Filter anzuzünden oder beim Blick auf die Uhr sich den Drink auf die Hose zu kippen. Und wie das so ist, wenn alles stimmt, fügt sich auch das Aberwitzigste. Den Eingang zum Tanzsaal flankierten zwei voll entflammte Heizstrahler, keine Heizpilze, sondern, um genau zu sein, zwei Heizpyramiden, so der Fachausdruck. War recht warm, sah aber gut aus. Felipe el Vecinos Konserve versorgte uns mit dem besten Sound und gab uns das Gefühl in einer Charanga-Bar in Kuba zu sitzen. „Das ist Tony Vega“, sagte der Mann mit der Schiebermütze, reiner, klassischer Salsa, „Batacha ist einfacher“. Den Tausend-und-eins-Sassa Ecco di Lorenzo trifft man hier immer. Er ist überhaupt ein Fan der Nachtkantine und kann sich vorstellen mit einer seiner Formationen hier ein Konzert zu machen. Nun war der Laden aber endgültig voll und Felipe el Vecino kündigte mit mediterran souveräner Verspätung die Live-Band an.
Das „Orchesta Salsaborr“ wurde von dem Puertoricaner bereits 1998 gegründet. Chico Diaz hat aber nicht nur eine langjährige Erfahrung mit Verspätungen, er ist ein wirklich versierter Entertainer. Die Combo mit einem Altsaxophonisten am so wichtigen Gebläse schaffte die Tanzpaare nach allen Regeln der Cumbia, der Merengue, des Batacha und auch mal des kubanischen Son auch mit treibendem Background Vocals. Mit Tony Vega hat diese Gruppe auch schon gespielt. Das sagt alles. Was heiß ist, verträgt die Hitze. Und dieses Salsa Sommerfest war eindeutig heißer als „Zoran“. Einfach cool.