Am 13. und 14. Juli zeigten A-li-ce & Swub im Rahmen der Ausstellung „Everything is Remix“ den 35 Minuten dauernden Film „Intruders“. Hinter A-li-ce verbirgt sich die VJane Claire Fristot, Swub aus Berlin ist DJ und Komponist mit Jazzvergangenheit und arbeitet vorwiegend auf dem Feld der AV-Performances. Bei der Performance stehen beide seitlich von der Projektion mit Blick auf das Publikum und vertonen.
Interessant, schon vom Aufbau her ist, dass der Film im Rücken der Akteure auf ihrer Technik nicht erscheint, sie also keinen optischen Monitor haben. Beide arbeiten mit dem Tonmaterial von Swub, das sich zusammensetzt aus mehr als 2000 Samples. Grundlage des Videos sind 4000 Filme, die vom französischen Nationalarchiv Centre CICLIC zur Verfügung gestellt wurden.
Die Filme sind vorwiegend aus kleineren Städten in ländlichen Gebieten während der 20er Jahre in Frankreich, manche wohl auch später. Es beginnt in dem historischen Graben dieser Jahre zwischen den zwei Weltkriegen mit einer Tanztee-Szene. Ein geisterhafter Ballsaal, der erinnert an „Selected Memories From The Haunted Ballroom“ von James Leyland Kirby, der sich in seinen elektronischen Arbeiten „The Caretaker“ nannte. Wir empfinden die Bilder und Klänge dieser tanzenden Gesellschaft als so etwas wie die geisterhafte Dokumentation einer in diesem vergangenem Moment einsetzenden Verdrängung dessen, was damals Zukunft war.
Das Dokument ist aufgeladen mit der vorauseilenden Verdrängung der Zukunft. Das Video annonciert so ganz klar in dieser Exposition wo der Fluchtpunkt seiner Entwicklung liegen wird, den es allerdings nicht erreichen kann, weil er ja im dokumentarisch Unbewußten verborgen bleibt. Scheinbar freundlich detailverliebt streichen die privaten Kameras über Landschaft, Bäume, Schlick, Straße, versunkenen Alltag. Der Sound, ursprünglich orientiert am Knattern von Super 8-Projektoren, zieht Schlieren, verflüssigt sich, lässt sich hinunter gleiten. Geigenklänge werden zu ertrinkenden Sirenen. Der historische Graben füllt sich mit Wasser.
Menschen erledigen ihr Lebenszeug, Pfeife stopfen, rauchen, ein Pferd über die Straße führen, Obst essen, lachen. Ein alter Renault fährt durch eine Unterführung auf dem Weg zu Tarkowskis Solaris. Schneeballschlachten von Kindern führen zu Aufmärschen von Massen, erst Mädchen in roten Kostümen, dann Proteste, dann Militär.
Kinder, die Missbrauchten der Geschichte, kommen auf die Kamera zu, Intruder unseres kollektiven Gedächtnisses. Ein Mädchen in einem roten Dufflecoat auf einem Dreirad. In uns erklingt „Its All Forgotten Now“, die Ballroommelodie aus „Shining“ von Stanley Kubrick.